toxic

you cannot change something if you don´t acknowledge it exists. henry louis gates jr.

für viele in meinem umfeld ist es schwer nachvollziehbar warum ich mich mit dem thema gender und diversität so intensiv beschäftige. mehr noch. es scheint sie persönlich anzugreifen. als würde ich mit meinem nackten finger auf sie zeigen und sie anprangern. als wäre jedes meiner geschriebenen worte ein persönlich an sie gerichteter, erhobener-finger-aufruf. moment. das ist garnicht schlecht. natürlich möchte ich, dass jeder der meine artikel liest sich angesprochen fühlt, von welchem teil auch immer. ich möchte im besten fall berühren und durch die entstehende emotion etwas auslösen, eine art positiver schneeball-effekt. ein gedanke der sich weitertragen lässt von mulitplikatoren, der weitergedacht wird und zu taten wird die nicht nur meine taten sind. taten die sich auf das umfeld jedes mulitplikators auswirken und so immer weitere kreise ziehen. und sicher ist dafür nötig, dass sich der ein oder andere sehr persönlich angesprochen fühlt. warum aber ist das thema gleichstellung, vorallem in verbindung mit emanzipation, so verletzend? warum scheint das aufdecken gewisser missstände in unserer gesellschaft so aufreibend?

scheinbar definieren wir uns selbst mehr über die gelernten stereotypen als gedacht. das ist sicherlich nicht ungewöhnlich und bestimmt nichts wofür man einen vorwurf aussprechen muss. aber unreflektiert hinzunehmen und weiterzuleben, was man im grunde so garnicht ausleben oder unterstützen möchte, käme einer groben vernachlässigung seiner selbst nahe. und viele menschen in meinem umfeld verstehen die beschäftigung und den einsatz für das thema gender so wenig, weil sie in dem bewusstsein leben, gleichstellung und offenheit in ihrem täglichen leben zu praktizieren. das glaube ich ihnen. ich weiss wieviel offener die gesellschaft geworden ist. ich spüre aber auch, dass es innerhalb dieser offenheit, und ich schreibe das in vollem bewusstsein darüber mich selbst dazuzuzählen, eine unmenge von anerzogenen und erlernten verhaltens- und denkweisen gibt, die unterbewusst die gleichstellung aller untergräbt. es nützt nichts. um nicht zu untergraben muss man graben. sich die finger schmutzig machen mit der eigenen geschichte. und jeder der in den genuss jährlicher gartenarbeit kommt, kennt den bereinigenden effekt des in der erde wühlens.

man kann die dinge erst wirklich angehen und verändern, wenn man anerkennt dass sie wirklich ein teil unseres lebens sind. dafür muss man bei sich selbst anfangen und ohne die rosa-rote brille, radikal ansehen was man denkt und tut. ansonsten geht es einfach immer so weiter. weil ich denke, ich würde ohnehin schon zu denen gehören die absolut schonungslos gleichberechtigung leben und vorleben. und deshalb quasi automatisch die nachfolgende generation, die mich aufmerksamen blickes als vorbild beobachtet und womöglich nachahmt was ich tue, positiv einstimme.

im zuge der beschäftigung mit der gleichstellung aller, ist das gängige frauenbild ebenso wie das des zugewiesenen männerbildes, ein thema für mich. nicht nur weil ich einen sohn und eine tochter habe. und nicht nur weil mein partner ein mann ist. sondern weil ich das holistische weltbild anerkenne und in diesem sinne kontexte versuche zu erkennen, die dementsprechend das eine nie ohne ein anderes betrachten. und natürlich ist gleichstellung aller nur möglich, wenn man alle in bezug auf dieses thema betrachtet und sich gedanken macht wie alle dieses ziel erreichen können. heisst: was jeder dazu beiträgt damit wir alle gleich sind. dies bedeutet im umkehrschluss, dass kein ausschluss stattfinden kann. im grunde gibt es kein „das geht mich nichts an“ oder “ ich hab damit garnichts zu tun“. wobei natürlich gleichzeitig genau diese einstellung und verhaltensweise trotzdem möglich ist, jedoch mittelbar einen effekt auf die thematik hat.

ohne etwas dazu beizutragen, verändert sich die welt um mich herum. wenn ich etwas beitrage, verändere ich sie aktiv mit. ich erkenne, im vergleich zu meinen eltern und vorallem meiner mutter, wieviel mehr freiheiten ich mir erarbeitet habe. erkämpft manchmal. und welches potential damit frei geworden ist. und welche möglichkeiten die nächsten generationen haben werden, weil sie automatisch in diesem offeneren umfeld aufwachsen. ich schaue genau hin und versuche zu erfassen wie die erziehung meiner eltern mich geprägt und beeinflusst hat. ich beobachte mich und tauche ein in die vergangenheit in der gegenwart. was werde ich finden? viele kleine anekdoten aus meiner kindheit und jugend. viele geschichten die knotenpunkte bilden in diesem netz aus verbindungen. ich erkenne mich. was ich geworden bin und wie ich es geworden bin. und verstehe. dieses verstehen ist ungemein wichtig, wenn man in der lage sein möchte zusammenhänge zu erkennen und sie zu verändern. für die zukunft. und gleichzeitig für heute.

stereotypen geben uns sicherheit. grade dann wenn wir unsicher sind. wenn wirtschaftliche unsicherheit herrscht. dann brauchen wir comfortable schachteln in denen wir uns sicher fühlen. die wir nicht in frage stellen müssen und die klar definiert sind. und weil diese unsicherheit ein entscheidender und gefährlicher faktor sein kann, scheint es so wichtig die stereotype sichtweise permanent zu hinterfragen und zu formen. es geht nicht darum männer und frauen und geschlechter und rollen und und und neu zu definieren. es geht darum zu erkennen was genau sie für uns bedeuten.

ebenso wie zu erkennen wie sehr unsere vergangenheit in der gegenwart auftaucht und dies auch in zukunft tun wird.

 

toxic masculinity

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