woher kommt dieses bedürfniss nach ordnung? nach einem system, das nach definierten prinzipien geordnet ist? nach allgemeingültigen grundregeln anhand derer man sich orientieren kann? existiert ordnung erst durch struktur? wird struktur konstruiert und von wem? und wer sagt welches die richtige struktur ist? und wie kommt es dazu, dass strukturen fest werden und ihre ansonsten offene und veränderliche eigenschaft verlieren?
im mehrteiligen diskurs „die ordnung der dinge“, benannt nach dem gleichnamigen humanwissenschaftlichen buch von michel foucault, wird es um die auseinandersetzung mit diesen und weiteren fragen gehen. das ziel ist nicht ihre konkrete beantwortung, sondern vielmehr ein einkreisen des themas gender und diversität, mittels der annäherung aus diversen richtungen.
das system
als system werden prinzipien bezeichnet, nach denen etwas geordnet ist. und strukturen wiederum stellen die verborgenen eigenschaften eines systems dar. und diese verborgenen eigenschaften sind veränderlich. es sind relationen, kontexte, die die elemente eines systems zueinander haben. die beziehung der elemente zueinander. die dinge in beziehung zueinander zu setzen macht sie verständlicher für uns. es bringt verborgene eigenschaften der dinge zum vorschein, die sonst unsichtbar oder unverständlich blieben. erst dann, machen die dinge sinn für uns.
wir konstruieren uns also verbindungen, um zu verstehen.
um uns zu definieren und zu orientieren. um einen plan zu haben. demzufolge stellt die dekonstruktion dieser scheinbar festen strukturen, diese in frage. für manche stellt sich in solch einem fall desorientierung ein. dekonstruieren bedeutet die strukturen kritisch zu hinterfragen, vielmehr ihre sinnhaftigkeit und die bedeutung der von uns gezeichneten verbindungen. was passiert, wenn wir das binäre ordnungsprinzip in frage stellen? hinterfragen ob die mann-frau, gut-schlecht, schwarz-weiß, rechts-links-denke die einzig mögliche ist? werden wir ein weites spektrum an möglichkeiten finden oder uns darin verlieren?
zerstören wir unser system, wenn wir dessen struktur auseinandernehmen? kann das überhaupt passieren, wenn strukturen doch per se veränderlich und offen sind? wenn strukturen die verborgenen eigenschaften des systems sind, die unconcious bias, also unsere unterbewußten vorurteile zum beispiel, und wir diese in frage stellen, richtig auseinandernehmen und neu zusammensetzen. dann würden doch die grundsätzlichen prinzipien nach denen unsere gesellschaft geordnet ist, also das system, höchstens ebenso neu sortiert – aber nicht zerstört.
die themen
nehmen wir also an geschlecht/sexualität sind nicht gegeben. sie werden produziert. und es geht nicht darum gegensätze aufzuheben, sondern deren gültigkeit oder neutralität in frage zu stellen. dann gilt es das binäre modell der zweigeschlechtlickeit zu dekonstruieren, um vielfältige lebens- und begehrensformen denkbar zu machen.
wenn identität aus dem prozess der differenzierung entsteht, ist entscheidend wie offen der ausgangspunkt ist. je festgelegter und vordefinierter, eingeschränkter, die möglichkeiten der differenzierung ausfallen, desto weniger spielraum bietet sich jedem einzelnen. wie frei sind wir also wirklich? welche folgen hatte die sozialisierung des fortpflanzungsverhaltens? diese fragen hat foucault eingehend beleuchtet. ich werde sie im kontext von ordnung und identität/sexualität wieder aufgreifen.
grundsätzlich geht es auch um machtverhältnisse, eben weil identität aus dem prozess der differenzierung entsteht. und der ansatz der feministischen/gender/queertheoretischen analyse war immer, patriarchale und heteronormative voraussetzungen zu entlarven und radikal in frage zu stellen. begriffe, also auch sprache oder mittels sprache ausgedrücktes, zu denaturalisieren um dahinterzukommen inwieweit sie in sich schon ausschliessend und kategorisierend sind. die sprache ist also ein weiteres schlüsselelement bei der frage nach einer ordnung und struktur, die uns unmerklich unserer scheinbaren freiheit beraubt hat. ordnung, sprache und macht, werden ebenfalls ein focus in dieser serie sein.
es wird um ordnung, liebe und andere pflichten gehen, um die frage ob ethik und moral ordnende normen für unser soziales leben darstellen die uns helfen, oder uns einengen. denn die ordnung kann als beschränkende grenze aber auch als weisende leitplanke verstanden werden.
im sinne der ordnung und struktur wird es bei diesem diskurs nur zweierlei pfeiler zur orientierung geben: die nummerierung der artikel, damit man merkt wenn man einen übersehen hat, und den inhaltlichen bezug jedes artikels auf das hauptthema, die ordnung.