Wie Empathie uns zu Menschen macht
Heute kommt der Yogi-Tee-Spruch daher wie von der Kanzel gesprochen. „Lasst uns freundlich und mitfühlend sein“. Als könnte irgendwer etwas dagegen sagen. So nach dem Motto: Nein – ich bin dagegen, auf keinen Fall sollte man seinen Mitmenschen ausschliesslich freudestrahlend entgegentreten. Und dennoch möchte ich mich dafür aussprechen, dass es durchaus legitim ist mies gelaunt zu sein, die Mundwinkel nach unten ziehend den Tag zu verbringen und alles andere als gute Laune zu verströmen. Das ist schlicht und ergreifend Empathie sich selbst gegenüber!
Ich stecke nur in meiner Haut. Ich kann niemals wirklich wissen, was den oder die andere grade umtreibt. Und im übrigen kann das der Teebeutel genauso wenig wissen. Also, was die Teebeutel-Weisheit angeht kann ich nur sagen: sie legt die Messlatte extrem hoch. Sie formuliert ein Lebensziel welches ich mir stecken könnte. Bei dem Gedanken aber, ständig daran zu scheitern und deswegen selbst total schlecht drauf zu kommen, lass ich es lieber bleiben.
Deshalb versuch ich mich mal vorsichtig an diese Weisheit ranzutasten und mitfühlend mit mir selbst zu sein. Ich muss ja nicht direkt alles auf einen Schlag erfassen. Wie heißt es so schön: Rom wurde schliesslich auch nicht an einem Tag erbaut.
Im Grunde lässt sich die Weisheit mit einer uns bekannten Redewendung vergleichen: „wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“. Ich nehme mir heute, mal wieder, eins vor: ich werde von zuhause bis ins Büro alle die mir begegnen mit meinem Lächeln bombardieren. Mal sehen, wieviele sich genötigt fühlen zurück zu lächeln. Einfache Übung. Höchst effektiv wie ich schnell merke. Für mich selbst vorallem: selbst das künstlich erzwungene Hochziehen der Mundwinkel verbessert meine Laune automatisch!
Das hat selbstverständlich nichts mit wahrer Freundlichkeit und schon garnicht mit Mitgefühl zu tun. Aber mit dem Wald. Und dem was zurückkommt. Und damit, dass dies ein ganz guter, seichter Einstieg sein kann.
Nichts überstürzen, Baby-Steps sozusagen.
Aber, warum lächelt die denn jetzt nicht zurück? Schlechte Laune? Oder schlimmeres? Ich mein, ich kenn das ja auch: mein Chef zahlt mir zu wenig Geld, meine Mutter wirft mir meine Scheidung und die damit einhergehende Verunstaltung der Unbedarftheit meiner Kinder vor und meine Tage hab ich auch noch!
Gründe frustriert zu sein haben wir bestimmt genug. Deshalb könnten wir rein theoretisch auch ständig schlecht gelaunt, brüllend und keifend durch die Gegend laufen. Und in der sich selbst optimierenden und niemals versagenden Gesellschaft in der wir unseren Überlebenskampf führen, müsste es rein theoretisch auch bei der Theorie bleiben. Außer einer guten Laune mit perfekt weißen Zähnen wird hier nämlich nicht wirklich anderes akzeptiert.
Doch, um ehrlich zu sein, um die Freundlichkeit im Sinne von Lächeln geht es dem Yogi-Tee garnicht. Im Gegenteil. Mitfühlend zu sein würde nämlich an dieser Stelle heißen: Verständnis für die Miesepetrigkeit eines jeden zu haben.
Mein Tipp für mehr Empathie: Hör auf alles kontrollieren zu wollen. Es gibt keinen perfekten Zustand. Denn wenn dieser erreicht wäre, gäbe es nichts mehr zu tun. Wir sind keine Maschinen. Und der Makel, die schlechte Laune und all die Fehler die wir machen, machen uns zu dem was wir sind – Menschen. Und die sind happy, traurig, euphorisch, niedergeschlagen, gleichgültig, betroffen und manchmal auch – besoffen.
Also, bis nächste Woche – einfach abwarten und Tee trinken!
Patrizia´s Teeologien sind inspiriert von Teebeutel-Weisheiten und übersetzen diese ins wahre Leben: Was will der Teebeutel mir sagen? Ist das auf dem Teebeutel mehr als nur ein belangloser Spruch? Wird mich das Trinken genau dieses Tees mit zunehmender Lebensweisheit belohnen?
Veröffentlicht auf: business and she magazin