lexikon

androzentrismus

sichtweise bei der, der mann als maßstab/norm gilt, die frau ist die abweichung.

 

binarität

lat. zweiteilig
annahme komplexe sprachliche systeme wären auf eine begrenzte anzahl von minimalpaaren zurückzuführen, eine übergeordnete dualität quasi. im kontext von gender geht es darum, die geschlechterdifferenz zu vervielfältigen, jenseits binärer oppositionspaare.

dekonstruktion

kristisches hinterfragen und auflösen. analyse von sprache bzw. von zeichen, sinn und bedeutung. nichts ist jemals unabänderlich.

diversität

konzept der soziologie, für die unterscheidung und anerkennung von gruppen- und individuellen merkmalen. das konzept diversity hat seinen ursprung in der bürgerrechtsbewegung der USA, die gegen die benachteiligung von schwarzen gekämpft hat

vielfalt: kultur (ethnie), alter, geschlecht, sexuelle orientierung, behinderung, religion (weltanschauung).

doing gender

von den amerikanischen soziolog*innen candace west und don zimmerman geprägter begriff. er verweist darauf, dass gender als soziale geschlechtsidentität nicht einfach gegeben ist, sondern im zuge sozialer interaktionsprozesse zugeschrieben und ausgehandelt wird. doing gender ist ein analyseansatz in den gender studies, welcher das geschlecht (gender) als ein produkt performativer tätigkeiten auffasst, und setzt sich damit von der vorstellung des geschlechts als einer starren eigenschaft ab.

 

gender

„soziale geschlechtsidentität“. bezeichnet die soziokulturellen merkmale von geschlechtern, sowie die entsprechenden sozialen geschlechterrollen. bekanntes zitat, welches in diesem kontext gern herangezogen wird:

„man kommt nicht als frau zur welt, man wird es.“ (simone de beauvoir)

gender ist keine starre Kategorie, sondern eine konstruierte und dynamische, die von historischen, sozialen und kulturellen umständen abhängig und veränderbar ist.

gender bias

verzerrungseffekte geschlechtsbezogener art. bias = voreingenommenheit, tendenz, vorurteil.

gender codes

geschlechtszuschreibungsmerkmale.

gender mainstreaming

gender mainstreaming ist die strategie der europäischen union zur verwirklichung der chancengleichheit für frauen und männer. gender mainstreaming bedeutet, soziale ungleichheiten zwischen frauen und männern in allen bereichen bewusst wahrzunehmen und von vornherein zu berücksichtigen. es ist ein weg zu mehr geschlechtergerechtigkeit.

die strategie des gender mainstreaming beruht auf der grundannahme, dass sich lebenssituationen von männern und frauen (in ihrer vielfalt) unterscheiden. die gründe hierfür sind gesellschaftliche und kulturelle entwicklungen. die bestehenden geschlechterverhältnisse in gesellschaft und organisation können jedoch beeinflusst und verändert werden, was sich wiederum positiv auf diese auswirken kann.

gender kompetenz

ist die fähigkeit, geschlechteraspekte und die potentiale, die in der vielfalt von menschen begründet sind, zu erkennen und im eigenen wirkungsbereich mit den zielen chancengleichheit, geschlechterdemokratie und integration zu verbinden.

geschlechterdemokratie

die gleiche teilhabe von frauen und männern an politischen entscheidungsprozessen und der gleiche zugang zu ressourcen. dies bedeutet in demokratischen systemen auch eine veränderung der bestehenden machtverhältnisse. geschlechterdemokratie als normativer begriff deklariert die herstellung demokratischer verhältnisse zwischen frauen und männern zum politischen ziel. demokratie wird hier in einem erweiterten sinne gebraucht: gleiche rechte und chancen für verschiedene werden anerkannt.

heteronormativität

annahme (heterosexuelle) dass es zwei deutlich voneinander zu trennende geschlechter gibt; geschlechtergrenzen seien zu verwischen, da sie nur konstruiert sind.

intersektionalität

(schnittpunkt, schnittmenge) überschneidung verschiedener diskriminierungsformen in einer person.

dadurch entstehung individueller mehrfachidentitäten. diskriminierungsformen schaffen differenzen (differenzlinien) – es kann zur interaktion dieser kommen: intersektionelle identität der person = diskriminierung als ein produkt der sozialen konstruktion von identität, die in einem sozialen, historischen, politischen und kulturellem kontext steht.

inklusion

soziale inklusion ist verwirklicht, wenn jeder mensch in seiner individualität von der gesellschaft akzeptiert wird und die möglichkeit hat, in vollem umfang an ihr teilzuhaben oder teilzunehmen. inklusion beschreibt dabei die gleichwertigkeit eines individuums, ohne dass dabei (meist durch die mehrheitsgesellschaft definierte) normalität vorausgesetzt wird. normal ist vielmehr die vielfalt, das vorhandensein von unterschieden.

managing diversity

ziel des managing-diversity-ansatzes ist ein perspektivenwechsel: mitglieder unter- schiedlicher gruppen sollen sich in die jeweils andere gruppe hineinversetzen können. dies gelingt durch sensibilisierung, wertschätzung und offenheit für die vielfalt der sicht- und lebensweisen. als personalentwicklungsstrategie zielt es darauf ab, diese vielfalt systematisch wahrzunehmen, bewusst anzuerkennen und daraus einen nutzen für das unternehmen zu ziehen.

managing diversity orientiert sich meist primär an den anforderungen der ökonomie und den zielen des unternehmens, während gender mainstreaming diese ziele beeinflussen und verändern kann.

misogynie

eine auf frauen gerichtete form der misantropie. abstrakter oberbegriff für sozio-kulturelle einstellungsmuser der geringeren relevanz von frauen.

normativität

umfasst zwei miteinander verwobene aspekte: auf der einen seite benötigen wir normen, um sozial zu existieren, zu sprechen und zu handeln. auf der anderen seite begrenzen sie unsere handlungsmöglichkeiten und regeln verhaltensweisen, geschlechtsidentitäten und was lebbar ist oder nicht.

queer-theorie

vordenker: michel foucault (sexualität und wahrheit), judith butler, eve kosofsky sedgwick, michael warner, magnus hirschfeld, margaret mead…

geschlechtliche und sexuelle identität wird durch handlungen erzeugt – doing gender. durch methoden und erkenntnisse von dekonstruktion*, poststrukturalismus und gender studies, sowie diskursanalyse, versucht die queer-theorie sexuelle identitäten, machtformen und normen zu analysieren und zu dekonstruieren.

neueste theorie: nicht nur dekonstruktion von sexualität, sondern von allen aspekten der kultur in bezug auf geschlecht und geschlechterrollen.

*dekonstruktion hier: auflösung der fixierung auf machtasymetrische binaritäten wie weiss/schwarz oder männlich/weiblich – nach dem ausgeschlossenen fragen und sich selbst durch inklusion des außenstehenden erweitern.