fragen über fragen

werte sind etwa wichtiges und gutes. weitergegebene werte sollen von generation zu generation helfen sich zurechtzufinden. in einer welt die vieles infrage stellt und so viele möglichkeiten anbietet. immer die wahl haben. immer entscheiden dürfen. entscheiden müssen. das ist so als müsste ich immer bewusst ein- und ausatmen. bewusst einen fuss vor den anderen setzen. blinzeln. all das. bewusst tun oder nicht tun. und werte können nun so wie „natürliche“ handlungen helfen um einer überforderung zu entkommen. es sind leitplanken innerhalb derer wir uns, uns sicher fühlend, unseren weg nach vorne bahnen.

was aber wenn wir die weitergegebenen werte für uns überprüfen. infrage stellen. feststellen dass sie sich auf unser persönliches leben, unsere sicht der dinge, unsere einstellung zum leben und zur gesellschaft, unserer vorstellung von glück und freiheit nicht anwenden lassen. vielleicht sogar das genaue gegenteil von dem verkörpern was wir selbst als leitlinie definieren? was wenn wir etwas anderes wollen?

offensichtlich fällt es vielen menschen schwer sich damit auseinanderzusetzen. altbekannte muster und denkweisen zu hinterfragen. dekonstruieren heisst das. einfach mal überprüfen was wäre wenn. und es ist völlig okay wenn man am ende wieder am anfang landet. dann jedoch mit der gewissheit diese muster selbst nachvollzogen zu haben und bewusst so beizubehalten. weil sie für gut und richtig befunden wurden. sicherlich auch okay wenn dieser check dazu führt gewisse automatismen über bord zu werfen, zu ersetzen oder up-zu-daten. ich bin mir sicher hier werden mir die meisten noch zustimmen. aber es gibt sehr sensible themen die dann von vielen nun doch nicht angetastet und in frage gestellt werden wollen. aus welchen gründen ist nicht immer ersichtlich. ängste, vorbehalte, vorurteile, womöglich auch eigene versteckte zweifel… es gibt einige motive die dahinter stecken mögen und bestimmt hat jedes einzelne seine berechtigung, vom standpunkt des betroffenen aus gesehen. ich denke es gibt aber auch themen deren gesellschaftliche relevanz es von uns fordert sich mit ihnen auseinanderzusetzen.

die gender-thematik ist weitestgehend ein hypersensibles, spaltendes und emotionales feld. es scheint fast als gäbe es da draussen viele menschen die die forschung auf diesem gebiet als persönlichen angriff auf ihre grundwerte empfinden. dabei schadet es keinem das geschlecht als weniger totalisierendes phänomen zu betrachten. kein mensch ist ein (an bestehende werte) gefesseltes, gebundenes individuum. vielmehr ist er als ein das soziale konstrukt immer wieder unterbrechendes zu verstehen, in der lage verkrustete gebilde aufzulösen wenn nötig.

woher diese grosse angst vor neuem? vor anderem? und dabei ist es nichts neu erfundenes. das konzept, wenn man es als solches verstehen möchte, den menschen erst einmal „nur“ als solchen zu betrachten und ihm einen entwicklungsspielraum zu gewähren der nicht vorgeprägt oder zugewiesen ist. die kamea auf papua neuguinea erziehen so ihre kinder während der ersten fünf lebensjahre. sie sind in dieser zeit kinder. ohne genderspezifische definition. ich finde das klingt ziemlich frei, und ja, es ist nicht einfach solche konzepte in eine gesellschaft einzubringen die  – wie man so schön sagt seit menschengedenken – von der geburt an zweigleisig fährt. aber ich finde es ebenso schwierig zu glauben es sei nicht möglich dass sich dinge nur deshalb starr und scheinbar unbeweglich nicht verändern lassen, weil sie eben schon immer so gewesen sind.

das ganze leben ist ein prozess innerhalb dessen wir alle in der lage sind unterschiedliche phasen zu durchleben, uns zu verändern und neu zu finden. es ist nichts vorgezeichnetes. nichts festgelegtes. und schon garnicht ist es etwas an dem wir als passive gasthörer teilnehmen. wir sind es die mit-konstruieren. wir entwerfen sprache und symbolik für uns und andere mit. und wenn sprache der wort-gewordene ausdruck für bezeichnungen ist sind wir also auch in der lage diese zu verändern wenn nötig. und mit der veränderung von bezeichnungen verändern wir automatisch auch bedeutungen.

gender ist ein innovativer, kritischer begriff der zum forschen und fragen anstossen will. fragen zur versorgung von kindern und alten. fragen zum demografischen wandel. fragen zur vielfalt der lebensformen. zukunftsfragen eben.

übrigens mit offenem ausgang.

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